
An dem Gebäude einer ehemaligen Jugendherberge wurden in den Jahren 2019 und 2020 Umbauten und Sanierungen durchgeführt. Im Zuge der Arbeiten wurde 2020 ein neuer Dielenboden in Teilbereichen des Erdgeschosses sowie im Ober- und Dachgeschoss auf einem Estrich verklebt. Innerhalb von drei Monaten nach Fertigstellung der Arbeiten zeigte sich im Erdgeschoss des Gebäudes eine Verformung der Dielen. Im beauftragten Bauschadensgutachten wurde untersucht, welche Ursache die Verwerfungen der Dielen haben, wie die vorhandenen Schäden an dem Dielenboden saniert werden können und mit welchen Kosten zu rechnen ist.
Für Teilbereiche im Erd- und Obergeschoss des Hauses wurde eine Firma beauftragt, einen Massivholzboden aus Eiche zu liefern und zu verlegen sowie den Untergrund vorzubereiten, wobei die Arbeiten mit der Ölung der Dielen abgeschlossen wurden (Abb. 2). Die dem Kern des Baums zugewandten Seiten der 27 mm dicken und 300 mm breiten Dielen wurden hierbei nach oben verlegt.
Nach Angaben des Auftraggebers zeigten sich im Oktober / November 2020 im Bereich der Küche und des Veranstaltungssaals im Erdgeschoss erste Verformungen. Die Schüsselung der Dielen trat an den Randbereichen auf, die sich nach oben gewölbt hatten (Abb. 3). An den im Obergeschoss des Gebäudes verlegten Dielen kam es nicht zu vergleichbaren Verformungen.
Abbildung 4 zeigt ein Brett, wie es sich üblicherweise nach dem Sägen aus dem Baum durch Trocknung verzieht (schwarze Linie): Das Holz schwindet tangential in Richtung der Jahresringe stärker als radial von der Rinde in Richtung Kern. Die Schwindrichtung der vorliegend verlegten Eichendielen (orange Linie) zeigt an, dass es nach der zunächst erfolgten Trocknung der Bretter zu einer Feuchtigkeitszunahme im Holz gekommen ist. Ein Aufwölben der Seiten einer Diele kann unabhängig vom Verlauf der Jahresringe auch durch eine einseitige Feuchtigkeitsaufnahme von unten erfolgen.
Der Fußbodenbereich im Erdgeschoss mit den verlegten Eichendielen wurde nach dem jeweiligen Ausmaß der Schäden in drei Bereiche eingeteilt. Bei dem Ortstermin im Juni 2021 wurden durch das beauftragte Baustoffprüflabor jeweils Bohrkerne in einem der gekennzeichneten Bereiche bis in die Rohbetonsohle entnommen (Abb. 5). Mit den Untersuchungen sollten sowohl der Schichtenaufbau als auch der Feuchtegehalt der Baustoffe ermittelt werden.
Im Rahmen einer Vergleichsmessung wurde eine Holzprobe aus den Dielen (Bohrung 1) mithilfe einer Darrprobe auf die exakte Holzfeuchte untersucht. Bei dieser Probe wurde eine Holzfeuchte von 5,3% ermittelt. Da üblicherweise im Sommer mit Holzfeuchten von etwa 11–12,5% zu rechnen ist, blieb dieser Wert zunächst sehr ungewöhnlich und führte zur Veranlassung weiterer Untersuchungen.
Eichendielen können zum Beispiel durch eine unsachgemäße künstliche Holztrocknung in ihrer Struktur so geschädigt werden, dass sie keine normale Ausgleichfeuchte mehr annehmen. Um hier Klarheit zu schaffen, wurden im August 2021 weitere Holzproben entnommen. Mit diesen und bereits entnommenen Proben wurde das Institut für Holztechnologie Dresden beauftragt, Untersuchungen zur Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit des Dielenbodens sowie zu den exakten Holzfeuchten durchzuführen.
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