BauSV: Herr Floter, Sie leiten seit über 25 Jahren das Institut für Sachverständigenwesen (IfS), eine der führenden Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Sachverständige. Wie sieht Ihr Erfolgsrezept aus?
Floter: Wir haben von Anfang an auf eine qualifizierte Schulung von Sachverständigen gesetzt – sowohl was die Inhalte angeht als auch bei der Wahl der Dozenten. Die kommen aus der Praxis, sind Richter, Rechtsanwälte, Kammermitarbeiter und Sachverständige. Dabei haben wir uns immer an den Anforderungen der Justiz, privater Auftraggeber und natürlich der Bestellungskörperschaften orientiert und uns so stetig mit- und weiterentwickelt.
BauSV: Sprechen Sie mit Ihrem Schulungsangebot nur Sachverständige an, die sich auf eine öffentliche Bestellung vorbereiten möchten?
Floter: Nein, natürlich nicht, obwohl diese Sachverständigen bei unserem fachübergreifenden Lehrgang »Gerichts- und Privatgutachter« natürlich schwerpunktmäßig vertreten sind; öffentlich bestellte Sachverständige werden ja nach den Verfahrensordnungen vorrangig herangezogen. Und auch unsere seit Jahrzenten etablierten Ausbildungsreihen für Sachverständige für Schäden an Gebäuden und für Immobilienbewertung (nächste Reihe startet im November 2021) sind natürlich eine professionelle Vorbereitung auf die öffentliche Bestellung wie auch eine qualifizierte Zertifizierung. Unser Aus- und Weiterbildungskonzept geht aber weit darüber hinaus und steht allen Interessierten offen, egal, welches Qualifizierungsziel sie haben.
BauSV: Viele Weiterbilder hatten und haben es in Corona-Zeiten schwer. Wie bewältigen Sie die Herausforderung, weiterhin Schulungen für Sachverständige anbieten zu können?
Floter: Stillstand und Abwarten kam und kommt für mich nicht infrage. Wir haben fast nahtlos viele unserer Seminare auf Webinare umgestellt. Dabei hat sich ausgezahlt, dass das IfS sich schon frühzeitig mit dem Thema »Digitales Lernen« befasst hat und auf getestete Webanwendungen zurückgreifen konnte. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir unkompliziert auf die sich teilweise sehr kurzfristig ändernden Umstände und rechtlichen Vorgaben reagieren können: Unsere Referenten und unsere technischen und personellen Organisationsstrukturen haben eine sehr flexible und unbürokratische Durchführung von Webinaren möglich gemacht. Damit konnten wir Sachverständigen durchgängig anbieten, sich in unseren Schulungen aus- und weiterzubilden.
BauSV: Was planen Sie für die Zukunft? Wie geht es weiter?
Floter: Derzeit arbeiten wir mit Hochdruck an unserem Seminarangebot für das nächste Halbjahr. Wir planen natürlich wieder Präsenzseminare, sind aber auch sehr gut vorbereitet für alternative Lösungen. Aktuelle Informationen sind auf unserer Webseite (www.ifsforum.de) zu finden.
BauSV: Haben Sie aus den letzten zwei Jahren auch etwas Positives mitnehmen können, was Sie im Bereich Aus- und Weiterbildung umsetzen können?
Floter: Ja, in der Tat. In einigen Bereichen hat sich das digitale Format bewährt, sodass wir sicherlich auch zukünftig webbasierte Kurse – auch als Ergänzung zum Präsenztermin anbieten werden. Die Teilnehmer und auch unsere Dozenten sind technisch inzwischen sehr geübt, die anfängliche Scheu vor Webinaren ist überwunden. Man darf auch nicht vergessen, dass Reise- und Übernachtungskosten wegfallen und der Zeitaufwand für die Schulung viel geringer ist. Davon profitieren insbesondere Sachverständige mit einem vollen Terminkalender. Ich sehe daher für die Zukunft eine Kombination aus Präsenz- und Webveranstaltungen, da ich denke, hiermit den Kunden am besten entgegenzukommen. Wir sind jedenfalls auf alles vorbereitet.
BauSV: Herr Floter, vielen Dank für das Gespräch.