BauSV 4/2025


Bauforschung

Abb. 2: Larve des Blauen Fellkäfers auf der Suche nach Holz zerstörenden Insekten

Christopher Baar, Claudia von Laar


Nützlinge in Gebäuden – Buntkäfer bekämpfen Holzschädlinge


Zusammenfassung

Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen wird ein Überblick über einheimische, synanthrope Buntkäferarten (Coleoptera: Cleridae) gegeben, die einen potenziellen Ansatz in der biologischen Bekämpfung Holz zerstörender Insekten bieten können. Dabei werden die Arten Blauer Fellkäfer Korynetes caeruleus und Hausbuntkäfer Opilo domesticus näher betrachtet.

Beide Buntkäferarten besitzen ein räuberisches Potenzial gegenüber mehreren Holzschädlingsarten. Im Larvenstadium jagen sie die Larven Holz zerstörender Insekten im Holz. Die vollentwickelten Käfer des Blauen Fellkäfers und des Hausbuntkäfers unterscheiden sich jedoch in ihrer Lebensweise und Fraßaktivität. Trotz dieser Unterschiede stellen beide Arten interessante Gegenspieler für eine mögliche biologische Bekämpfung dar.

Laborversuche an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zeigten, dass eine Vermehrung des Blauen Fellkäfers unter kontrollierten Bedingungen möglich ist, ein massentaugliches Zuchtverfahren aber bislang nicht etabliert werden konnte. Auch fehlen bisher Wirksamkeitsstudien zur praktischen Anwendung. Die laufende Forschung an der Hochschule Wismar untersucht daher Lebensweise, Beutespektrum und Einflussfaktoren für das Vorkommen dieser Käferarten in Gebäuden. Ziel ist es, ihr Potenzial als natürliche Gegenspieler von Holzschädlingen besser zu verstehen und nutzbar zu machen.


Einleitung

Angesichts der angestrebten Reduktion des Biozideinsatzes und der zunehmenden Beschränkung zugelassener Wirkstoffe gewinnt der Einsatz natürlicher Gegenspieler im Rahmen der integrierten Schädlingsbekämpfung (IPM) fortlaufend an Bedeutung. Im Bereich des Holzschutzes gilt die massenhafte Freilassung gezüchteter Nützlinge in Gebäuden als bevorzugte Methode zur Dezimierung von Schädlingspopulationen [1].

Aktuell ist nur die Brackwespe Spathius exarator (Hymenoptera: Braconidae) kommerziell für die biologische Bekämpfung des Gemeinen Nagekäfers Anobium punctatum verfügbar. Ihr lediglich 9 mm langer Legebohrer begrenzt jedoch die Eindringtiefe und damit den Wirkungsbereich [1]. Diese Brackwespenart ist aber nicht der einzige natürliche Gegenspieler von Holzschädlingen in Gebäuden. Einen weiteren Ansatz bieten ausgewählte Buntkäferarten (Coleoptera: Cleridae), deren Larven die Schädlinge aktiv in deren Fraßgängen jagen.


Buntkäferarten in Gebäuden – ein Überblick

Synanthrope Buntkäfer

Einige Buntkäferarten leben nicht nur in der Natur, sondern kommen auch natürlich in und an verbautem Holz in Gebäuden (synanthrop) vor, wo sie Holz zerstörenden Insekten nachstellen [2]. Im Rahmen mehrerer Monitoringuntersuchungen zum Vorkommen von Holzschädlingen und Buntkäfern in Norddeutschland wurden insgesamt vier dieser Cleriden-Arten nachgewiesen [3–5]. Dabei handelte es sich um den Blauen Fellkäfer Korynetes caeruleus (De Geer, 1775), den Hausbuntkäfer Opilo domesticus (Sturm, 1837), den Weichen Buntkäfer Opilo mollis (Linnaeus, 1758) sowie den Schwarzflügeligen Holzbuntkäfer Tillus elongatus (Linnaeus, 1758).

Als Beutetiere werden in der Literatur je nach Buntkäferart die Holzschädlinge Gemeiner Nagekäfer Anobium punctatum, Gescheckter Nagekäfer Xestobium rufovillosum, Gekämmter Nagekäfer Ptilinus pectinicornis sowie der Hausbockkäfer Hylotrupes bajulus genannt (Tab. 1). Für alle vier Räuber ist eine polyphage Ernährungsweise bekannt, sodass ihr Beutespektrum nicht auf einzelne Schädlinge beschränkt ist.

Bei den jüngsten Monitoringuntersuchungen zum Vorkommen räuberischer Buntkäferarten in Mecklenburg-Vorpommern wurden der Gemeine Nagekäfer in 22 von 27 Gebäuden und der Gescheckte Nagekäfer in 10 von 27 Gebäuden als Beutetiere nachgewiesen (Abb. 1) [5]. 

Am häufigsten traten von allen räuberischen Buntkäferarten der Blaue Fellkäfer (n = 18 Objekte) und der Hausbuntkäfer (n = 10 Objekte) auf (Abb. 1). Der Weiche Buntkäfer und der Schwarzflügelige Holzbuntkäfer wurden hingegen nur in vier der 27 Gebäude gefunden.


Den ganzen Beitrag können Sie in der August-Ausgabe von »Bausachverständige« lesen.
Informationen zur Abo-Bestellung

Diesen Beitrag finden Sie auch zum Download im Heftarchiv.

 

NEWSLETTER

Der BauSV-Newsletter bietet Ihnen alle zwei Monate kostenlos aktuelle und kompetente Informationen aus der Bausachverständigenbranche.

zur Newsletter-Anmeldung

Zurück zum Seitenanfang