
Die Katastrophe im Ahrtal hat es gezeigt: Nach einem Starkregenereignis mit Überschwemmung und Überflutung sind viele Gebäude durch Schadstoffe kontaminiert und es stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten und vor allem der Wirtschaftlichkeit einer fachgerechten Sanierung der Gebäude.
Es ist schwierig, Fachleute auf diesem Gebiet zu finden, die sich mit der Machbarkeit und zeitgleich auch der Wirtschaftlichkeit einer Ölschadenbeseitigung auskennen. Dies betrifft nicht nur Labore und Sachverständige, sondern auch Fachfirmen – es gibt einfach zu wenige. Häufig werden von Versicherungsregulierern oder Versicherungssachverständigen wichtige Punkte übersehen oder die Machbarkeit im Vorfeld falsch eingeschätzt. Schwierig ist es vor allem auch dadurch, dass keine Grenzwerte für Gebäudebauteile vorhanden sind.
Dieser Artikel soll Schwierigkeiten im Vorfeld aufzeigen und Lösungen zur Herangehensweise einer Sanierung in Bezug auf Gebäudeschäden, primär Wohngebäude, geben. Im Bereich des Arbeitsschutzes gibt es Raumluftwerte. Für das Erdreich gibt es ebenfalls Grenzwerte. Hierdurch kann die Entsorgung und auch die Sanierungsnotwendigkeit eingegrenzt werden. Schaut man sich verschiedene Schriften an, widerspricht sich die Literatur teilweise.
Wie muss man bei einem Wohnraum agieren? Wann beginnt eine Ölschadenbeseitigung in einem Gebäude? Selbstverständlich gibt es weitere Schadstoffe, die bei einem Hochwasser in ein Gebäude eingetragen werden können, auf diese geht der Artikel nicht ein.
Wenn die Gefahr eines Ölschadens in einem Gebäude besteht, darf man sich nicht nur fragen, ob es in dem zu untersuchenden Gebäude einen Öltank gab, der unter Umständen aufgeschwemmt oder aufgerissen ist und sich daher der Inhalt in das in das Gebäude strömende Wasser ergießt und dadurch im besten Fall nur einzelne Räume stark und andere leicht kontaminiert werden, sondern man muss sich auch die Umgebung anschauen.
Liegt in der Nachbarschaft eine Tankstelle oder ein Gewerbebetrieb, wie beispielsweise eine Werkstatt vor? Dann ist das einströmende Wasser bereits vorher mit Öl kontaminiert und erreicht andere Gebäudeteile. Aufschlussreich sind auch Zeugenaussagen darüber, wie schnell das Wasser in das Gebäude eingetreten ist.
Am wichtigsten ist es, das Wasser zielgerichtet aus dem Gebäude herauszubekommen. Die Rettungskräfte von Feuerwehr und THW hatten hervorragende Arbeit geleistet. Aber die, die es am besten wissen, sind leider häufig falsch vorgegangen. Nicht aus Unwissenheit, sondern auf Grund der Überlastung bei diesem Massenereignis oder auch der fehlenden Logistik.
Der Autorin ist kein Gebäude bekannt, bei dem man sich im Ahrtal vorher Gedanken gemacht hat, wie das Wasser entnommen werden soll. Am besten wäre es natürlich, eine Ölschranke einzurichten und Ölbinder in die betroffenen Räume zu geben. Hierzu zählen Aufsaugtücher, Absorberschläuche / -würfel, Aufsaugmatten usw. Diese jedoch vorrätig zu haben, umgehend in ein Katastrophengebiet zu bringen, vor Ort zu verteilen und fachgerecht einzusetzen, wäre eine logistische Meisterleistung, der eine entsprechende Vorratshaltung bedurft hätte, dazu die entsprechende Logistik – und vor allem eine Erreichbarkeit der betroffenen Gebäude – die in manchen Gebieten erst Tage später sichergestellt war.
Somit zeigte das Unwetterereignis, dass dieser Punkt – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt – nicht umsetzbar war und ist. Also lieber das Wasser zwei bis drei Tage stehen lassen – sofern möglich –, bis die Ölsanierung gezielt anlaufen kann. Natürlich ist auch der äußere Wasserstand auf dem Grundstück zu berücksichtigen.
Es wären wesentlich geringere Schäden zu verzeichnen gewesen, wenn man vor Ort den Ölfilm, der nun einmal auf dem Wasser schwimmt, zuerst abgepumpt hätte. Dadurch wäre in der Höhe des Wasserstands ein umlaufender Streifen von vielleicht 50 bis 100 cm entstanden. Da aber die Absaugrüssel meist durch eine Gebäudeöffnung eingebracht wurden und man so lange gepumpt hat, bis die Keller leer waren, hat sich der Ölfilm langsam an allen Wänden herabziehen können und sich schlussendlich auf den Boden gelegt. Das Öl hatte wunderbar Zeit, in die einzelnen Oberflächen einzudringen und durch die Kapillarität der Baustoffe langsam in die Tiefe zu gelangen.
Je schneller eine Ölschadensanierung beginnt, umso einfacher lässt sich das Öl entfernen. Bei einem Ölunfall sollte am besten binnen Stunden mit der Sanierung begonnen werden, analog zu einer Rußkontamination nach einem Brandschaden, der auf metallischen Oberteilen binnen weniger Stunden zu einer Korrosion der Oberflächen führt. Zeit ist Geld – die Prioritäten müssen erkannt und umgesetzt werden.
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