BauSV 2/2023


Bautechnik

WDVS: Hohe Anforderungen an Planung und Ausführung – Systeme ohne Fehlertoleranz!
Abb. 1: Blasen im Oberputz des WDVS – Blasen und Enthaftungen, weil der Innenputz noch fehlte

Hans-Joachim Rolof


WDVS: Hohe Anforderungen an Planung und Ausführung – Systeme ohne Fehlertoleranz!

Aus Fehlern anderer lernen – Expertentipp aus 30 Jahren Gutachtertätigkeit


Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind zur energetischen Optimierung der Gebäudehülle – egal ob Vollwärmeschutz oder manchmal auch Thermohaut genannt – seit sieben Jahrzehnten bekannt und mittlerweile eine anerkannte Bauweise. Dennoch kommen Schäden an WDVS ebenso häufig vor: Besondere Herausforderungen sind Anschlüsse und Durchdringungen zu Dach, Fenstern, Türen, Balkonen, Sockeln und Anbauteilen sowie die Luftdichtheit der Gebäudehülle: Unzureichende (Werk-)Planung und fehlerhafte Ausführung lassen schnell Undichtigkeiten, Risse und Abplatzungen im Oberputz entstehen.

Der folgende Beitrag soll Planer, Bauleiter und Ausführende sensibilisieren, bei der Auswahl von Systemen schon vor und während der Erstellung von WDVS-Fassaden die Gegebenheiten für eine fehlerfreie Herstellung sicherzustellen. Baufreiheit und rechtzeitige Fertigstellung vorhergehender Gewerke bilden dabei neben sorgfältiger Verarbeitung vielfach die Voraussetzung für den Erfolg!


Neubau eines Produktionsgebäudes – GU nur für Rohbau und Fassade

Der Bauherr plante die Erweiterung einer Produktionsstätte durch die Errichtung eines Neubaus. Mit der Funktionalausschreibung und Ausführungsplanung / Werkplanung wurde ein Planungsbüro beauftragt. Nach entsprechender Ausschreibung wurde der Auftrag für den Rohbau und die Gebäudehülle an einen Generalunternehmer (GU) vergeben.

Der Innenausbau erfolgte bauherrenseitig über Vergabe von Einzellosen der jeweiligen Gewerke (Trockenbau, Estrich u.a.) Für das außenseitige Wärmedämmverbundsystem (WDVS) wurde aufgrund der Ausführungsplanung (Werkpläne) vom Planungsbüro das Leistungsverzeichnis vom GU für Rohbau und Gebäudehülle erstellt.

Demzufolge war zunächst ein WDVS von Systemhersteller (A) mit Dämmstoffen aus Mineralwolle (MW) und mineralischem Kalkzement-Klebe- und Armierungsmörtel sowie mineralischem Edelputz und siloxanverstärkter Reinacrylatfarbe (Fassadenbeschichtung) geplant.


Günstigster Bieter mit alternativem Angebot erhält den Zuschlag für das WDVS

Davon abweichend hatte der günstigste Bieter ein WDVS von Systemhersteller (B) alternativ angeboten und wurde vom GU – nach Rücksprache mit dem Bauherrn – damit beauftragt.

Zum besseren Schutz vor Algen- und Pilzbefall wurde vom Systemhersteller (B) auf der MW-Wärmedämmung eine 7 bis 8 mm dicke Kalkzement-Armierungsschicht, ein organischer Oberputz aus einer Grundbeschichtung (algizid und fungizid eingestellt), ein zweilagiger organisch gebundener Filzputz (algizid und fungizid eingestellt) und ein im Farbton weißer, organischer Egalisationsanstrich empfohlen.

Dieser Systemaufbau wurde bemustert, vom Bauherrn freigegeben und in der Folge über den GU beim Auftragnehmer als Nachunternehmer (NU) für das WDVS beauftragt.


Verzögerter Innenausbau – verspätete Vorleistung Dritter: Der Ärger beginnt

In der Folge wurden die Arbeiten für das WDVS vom NU des GU im Zeitraum von Juli bis Anfang November ausgeführt. Parallel zur Ausführung des WDVS wurde raumseitig der Innenausbau durch die bauherrenseitig beauftragten Ausbaugewerke betrieben. Dabei blieb die schon gedämmte Gebäudehülle lange Zeit unverputzt: Die MW-Wärmedämmung war ungeschützt der Witterung ausgesetzt – eine Abplanung des Gerüsts ist nicht erfolgt!

Der Dachrandabschluss für das Flachdach fehlte lange Zeit, Fugen im Übergang zu anderen Bauteilen blieben ohne Abdichtung, die Ausbaugewerke ließen auf sich warten. Bedenken hierzu wurden vom NU gegenüber dem GU oder von dort gegenüber dem mit der Bauüberwachung für die Ausbaugewerke beauftragten Planungsbüro bzw. dem Bauherrn nicht vorgetragen!

Das WDVS wurde schließlich im November fertiggestellt – schon im Herbst kam es aufgrund der jahreszeitlich dann eintretenden Witterungsbedingungen und in Abhängigkeit vom verzögerten Baufortschritt anderer Gewerke (Dach-, Wand-, Abdichtungstechnik u.a.) und noch nicht abgedichteter Bauteilfugen u.a. bei Regenfällen zu Blasenbildungen und / oder Regenablaufspuren, die sich in der Oberfläche des fertiggestellten WDVS abzeichneten. Bei Starkregen im November sind erhebliche Blasen- / Beulenbildung eingetreten, die sich bei trocknerer Witterung dann wieder zurückgebildet haben.


Den ganzen Beitrag können Sie in der Februar-Ausgabe von »Der Bausachverständige« lesen.
Informationen zur Einzelheft- und Abo-Bestellung

Diesen Beitrag finden Sie auch zum Download im Heftarchiv.

 

NEWSLETTER

Der BauSV-Newsletter bietet Ihnen alle zwei Monate kostenlos aktuelle und kompetente Informationen aus der Bausachverständigenbranche.

zur Newsletter-Anmeldung

Zurück zum Seitenanfang